Georg Brinke -Lehrer, Heimatdichter und Heimatforscher-
von Heinrich Willenbrock
(Quelle: Dorfchronik Rüspel 1998)
Am 2. Juli 1887 wurde Georg Brinke als Sohn eines Försters in Oberschlesien geboren, der sich später nach Wiegersen, Kreis Stade, versetzen ließ. In Wiegersen verlebte auch Georg Brinke seine Kindheit.
Während andere Kinder ihrem Spieltrieb nachgingen, beschäftigte sich Brinke mit der Schloßbibliothek und deren Büchern.
Georg Brinke, 1920
In der königlichen Präparandenanstalt in Diepholz und im Lehrerseminar in Bederkesa unterzog sich Georg Brinke seiner Ausbildung als Volksschullehrer.
1908 bekam er nach einem guten Examen seine erste und einzige Anstellung in Rüspel. Die Ortschaften Volkensen und Nindorf gehörten damals zur Schulgemeinde Rüspel.
Am 12. April 1912 heiratete Brinke die Haustochter Alwine von Husen aus Horneburg. Aus der Ehe gingen 4 Kinder hervor. Der älteste Sohn Werner fiel im 2. Weltkrieg in Frankreich.
Familienbild von 1943 mit Enkelkindern
Den Schuldienst übte Brinke gewissenhaft, autoritär und mit größter Sorgfalt aus. Er war ein Lehrer der alten Generation, der den Rohrstock nicht nur kannte, sondern auch benutzte. Georg Brinke war ein Lehrer, der der Kirche sehr nahe stand und den Religionsunterricht auch im Dritten Reich nicht hat fallen lassen. Der Unterricht begann morgens mit einer Andacht und endete mit einem Schlussgebet. Zahlreiche Bibelstunden hat er selbst geleitet.
In den Wirren der Kriegsjahre und nach dem Kriege wurde Brinke dienstlich durch die hohe Schülerzahl überfordert, was auch zu gesundheitlichen Schäden führte. Während dieser Zeit musste er zeitweise mehr als 140 Kinder täglich unterrichten. Der Unterricht fand vor- und nachmittags statt.
Familie Brinke beim Familienbild im April 1937
In seiner Freizeit beschäftigte er sich vorwiegend mit der Heimatgeschichte. Mehr als 60 Sagen und Erzählungen aus Rüspel und Umgebung hat er für die Nachwelt schriftlich hinterlassen. Zahlreiche Lieder und Gedichte, die vorwiegend einen heimatlichen Charakter haben, stammen aus seiner Feder.
Ein großer Teil davon wurde in der „Deutschen Warte" und im „Der Sonntag", Beilage der Zevener Zeitung, veröffentlicht. Im Mitteilungsblatt des Heimatbundes Bremervörde „De Sood" ist ebenfalls manches aus seinen Werken veröffentlicht. Das Heft „De Sood" Nr. 5/1969 ist ganz Georg Brinke gewidmet.
Hunderte von Vorträgen und Reden hat er zu den verschiedensten Anlässen gehalten. Von Bedeutung sind 15 Vorträge über die deutsche Dichtung, die er vor den Lehrervereinen gehalten hatte.
Viele Vorträge hielt er vor den Landvolkverbänden und der Landjugend. Aus diesem Grund wurde Georg Brinke zum Ehrenmitglied des Landvolksverbandes Zeven ernannt und war mit der silbernen Ehrennadel des niedersächsischen Landvolkverbandes ausgezeichnet worden.
Als Schriftführer und Ehrenpräsident des Schützenvereins Rüspel verfasste er wertvolle Aufzeichnungen und zahlreiche Zeitungsartikel.
Von besonderer Bedeutung war seine Arbeit als Chronist. Allein 12 Bände mit fast 2000 Seiten schrieb er als „Kriegschronik der Börde Elsdorf". Drei weitere Bände wurden mit dem Titel „Die Gefallenen der Börde Elsdorf" verfasst. Nach dem 2. Weltkrieg schrieb er 2 Bände „Ergänzung zur Kriegschronik".
Im Jahre 1950 rief Prof. Dr. Schnath vom Hauptstaatsarchiv in Hannover die Niedersachsen auf, wichtige Aufzeichnungen aus dem 2. Weltkrieg zu sammeln. Auf diese Weise gelangten Brinkes Werke schon zu seinen Lebzeiten in das Hauptstaatsarchiv. Erst später sind sie ins Staatsarchiv nach Stade verlegt worden. Für diese Werke liegt ein Dank- und Anerkennungsschreiben von Prof. Dr. Schnath mit folgendem Wortlaut vor:
„Mit dieser entsagungsvollen, zeitraubenden Arbeit, die wirklich ihresgleichen sucht, haben Sie Ihrer engeren Heimat ein Denkmal gesetzt, das einmal für spätere Geschichtsforschung von ganz besonderem Werte sein wird."
Ebenfalls von besonderer Bedeutung war die Bibliothek Brinkes. Sie umfasste insgesamt mehr als 20.000 Bücher. Darunter befanden sich 800 Heimatbände aus dem Regierungsbezirk Stade.
Georg Brinke in seinem Arbeitszimmer
In der Schulgemeinde oder in den Dörfern Rüspel, Volkensen und Nindorf galt Georg Brinke als Respektsperson, aber auch als Helfer in vielen Nöten. Da die medizinische Versorgung zu Brinkes Zeiten in unseren Dörfern nur recht dürftig war, wurde in der Regel bei Krankheiten und Unfällen erst Lehrer Brinke, der durch Lehrgänge medizinische Vorkenntnisse besaß, zu Rate gezogen.
Im schriftlichen Bereich stand er der Bevölkerung jederzeit zur Verfügung. Eine Selbstverständlichkeit war, dass er als Lehrer die Weihnachtsfeiern, die Erntefeiern, aber auch die Trauerfeiern im Haus und am Ehrenmal mitgestaltete.
Mit allen Kriegsteilnehmern unserer Schulgemeinde stand er im Schriftverkehr. Von allen Gefallenen und Vermissten unserer Dörfer hat er die letzten Briefe verwahrt.
Politisch hat Brinke sich nur in den jüngeren Jahren betätigt. Er war ein Verfechter des konservativen Stahlhelms. Während dieser Zeit hat er zahlreiche Wahlreden gehalten und die Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner nicht gefürchtet.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass Georg Brinke die Schulgemeinde Rüspel über Jahrzehnte geprägt hat. Mit seinen Aktivitäten und seinem Verantwortungsbewusstsein hat er sicherlich den Grundstein für das rege Dorf- und Vereinsleben in Rüspel gelegt. Das Zusammengehörigskeitsgefühl der Dorfbevölkerung zwischen alt und jung hat er jederzeit gefördert und gepflegt.
Georg Brinke starb am 31. August 1970 im Alter von 83 Jahren.
Bedauerlich ist, dass Georg Brinke nicht mehr erleben konnte, dass sein geliebter Heimatort Rüspel die Goldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" erringen konnte. Bei dem Wettbewerb ist aber der Name Georg Brinke entsprechend gewürdigt worden.
Die Liebe zu Rüspel und zu der Heimat war Brinkes ein und alles. Folgender Vers aus seiner eigenen Feder mag es zum Ausdruck bringen:
Wo sich Rüspel freundlich in die Fluren schmiegt,
Volkensen und Nindorf um mich liegt,
wo von Elsdorf Kirchleinglocken stimmen ein,
da ist meine Heimat, möcht ich immer sein.
Im Juni 1987 fand zum hundertsten Geburtstag des Heimatforschers und Heimatdichters Georg Brinke eine Gedenkfeier statt. Im Zevener Rathaus wurde eine Ausstellung über G. Brinke gezeigt. Der Verbindungsweg von der Eichenstraße zum Volkenser Weg, welcher am Denkmal entlang führt, wurde durch Beschluss des Elsdorfer Gemeinderates zum „Georg-Brinke Weg“ ernannt.
Heimatdichter und Schriftsteller
12
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Bände
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Kriegsjahre der Börde Elsdorf
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insgesamt ca. 1.680 Seiten
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3
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Bände
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Die Gefallenen der Börde Elsdorf
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insgesamt ca. 240 Seiten
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2
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Bände
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Ergänzung zur Kriegschronik
(Flüchtlinge und Kriegseinwirkung
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200 Seiten
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1
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Bericht
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Tapferes und tragisches Sterben
(100 Tote und 98 Vermisste)
Soldaten der Börde Elsdorf im 2. Weltkrieg
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1
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Band
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Beobachtungen und Ereignisse
beim Bau der neuen Schule 1952
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Flurnamen der Börde Elsdorf
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15
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Vorträge
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vor Lehrervereinen über Deutsche Dichtung
von Goethe bis Werfel
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60 Sagen und Erzählungen von
Rüspel und Umgebung
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zahlreiche Gedichte
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